Zehn Augen sehen mehr als zwei
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6. August 2020Das kleine Dorf Küb hatte sich im 19. Jahrhundert zu einer Sommerfrische-Destination für Bürgerliche und den Kleinadel entwickelt und erhielt dank der Urlauber bereits 1905 ein eigenes Postamt. Eine Fama besagt, dass die letzte Habsburger-Kaiserin Zita (1892-1989), damals noch italienische Prinzessin, maßgeblich für die Gründung des hiesigen Postamts verantwortlich sei. Bei einem Verwandtenbesuch auf Schloss Wartholz gab es angeblich keinen Platz für Zitas Lieblingszofe, daher hat die Bedienstete laut Überlieferung in Küb genächtigt. Aus diesem Grund soll Zita die Verlegung einer Telefonleitung von Reichenau nach Küb verlangt haben, um mit der Zofe kommunizieren zu können. Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte wird von Historikern allerdings angezweifelt.
Interieur stammt vom berühmten Südbahnhotel
Das ehemalige k.k. Post- und Telegraphenamt Küb ist das einzige historische Postamt Österreichs und wird an den Sommerwochenenden als Museum geführt. Ansichtskarten und hauseigene Sondermarken werden verkauft, die in Kombination mit dem Küber Poststempel beliebte Sammlerstücke sind.
Die Original-Einrichtung aus dieser Zeit wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge einer Modernisierung ausgetauscht. 2004 wurde der Betrieb eingestellt, zwei Jahre darauf eine Postservicestelle eröffnet. Die Räumlichkeiten hat man 1987 wieder mit nostalgischen Schaustücken eingerichtet. Das Interieur befand sich zuvor zum Großteil in dem aufgelassenen Postamt des mondänen Südbahnhotels am Semmering. Das Herzstück der musealen Amtsstube ist die Jugendstilschalterwand, die aus dem prunkvollen Postsparkassensaal des Hotels stammt. Die über hundert Jahre alten Exponate regen die Fantasie an. Welche hohen Persönlichkeiten verschickten wohl an diesem Ort Briefe mit delikatem Inhalt oder führten brisante Telefonate?